Bereits sehr früh in der Filmgeschichte wurden Arbeitsprozesse gefilmt. Die Gebrüder Lumière filmten in Lyon, wie die Arbeiter*innen aus den Lumière-Werken herausströmten. Die damaligen Filme waren aufgrund ihrer Bandlänge auf ca. 40-50 Sekunden begrenzt. Dadurch wurden die Einstellungen im Vornherein gut geplant. Die Szenerie wurde vorbereitet, die Menschen instruiert und auf Kommando spielten alle ihren Part.
Die Filmproduktionen wurden ausgeweitet und weitere Menschen wurden beim Verrichten Ihrer Arbeit gefilmt. Im Anschluss an solche Filmaufnahmen wurden Visitenkärtchen verteilt mit Informationen zur Ausstrahlung der Filme. Oft hätten sich die Arbeiter*innen den Film am Abend im Kino anschauen können, für den sie den Tag über Modell gestanden sind. Ein Eintritt kostete zwischen 0.5 und 1 Francs, während die Arbeiter*innen pro Stunde durchschnittlich 0.3 Francs verdienten. Gezeigt wurden stehts nur wohlwollende und vorteilhafte Einstellungen, nie Streiks oder sondergleichen. Als ob es das Kino nicht aushalten könnte, der Welt nur zuzuschauen.
Diese Problematik ging Harun Farocki mit seinem Vorhaben an, eine Bibliothek zu schaffen, die Arbeitsprozesse dokumentierte. Er fand es unverantwortlich, das Dokumentieren der Publizistik zu überlassen. Durch Interpretation erhalten sich Schriften sehr gut über längere Zeit. Ganz im Gegenteil zu Filmaufnahmen, die fast immer geschnitten werden und einem bestimmten Ziel dienen. Es ist vielleicht möglich, daraus später etwas anderes herauszulesen, aber nicht etwas Neues damit zu schreiben.
Farocki dachte an ein nicht-kommerzielles, weltweites Netz von Filmemacher*innen, die in verschiedenen Orten alle erdenklichen Facetten von Arbeit filmten, jeweils in nur einer einzigen Einstellung. Farocki wollte «Material zur Untersuchung der Gegenwart» herstellen, dass auch zukünftig für die Untersuchung der Vergangenheit dienen sollte.