Kunst- und Kulturproduzent*innen stehen sich heute selbst immer mehr als kapitalisierte Lebensform gegenüber: sie sind gleichzeitig selbständige Autor*innen, Dienstleistende und «Unternehmer*innen ihrer selbst». Sie sind mit der allgegenwärtigen neoliberalen Rationalität konfrontiert, die das unternehmerische Modell der Subjektivierung als Maßstab setzt und nicht zuletzt Praktiken der kollektiven Sorge, der Solidarität und der transversalen Organisierung verhindert. In Zeiten der Pandemie wäre aber gerade notwendig, diese ästhetischen und sozialen Praktiken zu verstärken. Der (Kunst-)Streik – sei es in der Form radikaler Institutionskritik, in Gestalt des ästhetischen Widerstands oder als organisierte kulturpolitische Intervention – könnte hier die Produktionsverhältnisse sowie die Distinktionsmechanismen des Kunstfeldes sichtbar machen und unterbrechen. Sowohl die Bedingungen der künstlerischen Produktivität als auch die Widersprüche der kreativen Lohnarbeit sollen damit neu verhandelt werden. Durch die Verweigerung der andauernden somatischen und zeitlichen neoliberalen Konditionierung können wir unsere Dancing Robots kollektiv umprogrammieren.
Sofia Bempeza ist Kunst-/Kulturwissenschaftlerin, Künstlerin und Kuratorin des Queer-feministischen Festivals Aphrodite* in Athen. Sie lebt in Athen und Zürich und lehrt im Studiengang Kulturwissenschaften – Culture, Arts and Media Culture an der Leuphana Universität Lüneburg. Bücher: Geschichte(n) des Kunststreiks (Wien 2019), Polyphone Ästhetik. Eine kritische Situierung (Wien 2019).
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https://transversal.at/books/polyphone-aesthetik